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Störungsbilder im Kindesalter

Sprachentwicklung

Alle Kinder sind unterschiedlich und lernen demnach ganz individuell. Es gibt trotzdem ein paar Meilensteine, die ein Kind in der Sprachentwicklung bis zum 5. Lebensjahr zurücklegen sollte.

Wann muss mein Kind sprechen?​

Erste Lallphase: Das Kind produziert, neben dem Schreien, auch Vokallaute (a, e, i, o, u), Gurrlaute und Konsonanten, die meist im vorderen Mundraum gebildet werden (m, p, b, d, t, f, w, l).

Zweite Lallphase: Es werden erste Silbenfolgen wie „Lala“ oder „Baba“ produziert, Tonhöhe und Lautstärke variieren, die Sprechmelodie der Erwachsenen wird teilweise kopiert, der Kopf wendet sich zur Schallquelle.

Einfache Wörter wie „Nein!“ werden situationsbedingt verstanden, das Kind beginnt bei eigenem Namen zu lauschen.

Die Einwortphase: Erste Wörter in Form von Silbendopplungen wie „Mama“, „Papa“ oder „Wau-Wau“, einfache Handlungen wie „winke-winke“ werden mitgemacht.

Weitere hochfrequente Wörter kommen hinzu („Ball“, „Auto“), das Kind benennt Handlungen („heia“, „ham-ham“) und befolgt Anweisungen wie „Gib mir … “, „Komm mit“.

Der Wortschatz umfasst mindestens 50 Wörter, Produktion von 2-3 Wortsätzen, Bildung ist aber noch fehlerhaft bspw. „Puppe auch essen“.

Bildung von einfachen Sätzen wird zunehmend korrekter und das Verb steht immer häufiger richtig nach dem Subjekt „Pferd trinkt auch Wasser“ – grammatische Endungen bei Verben und Nomen sind meist noch nicht korrekt. Das Kind beginnt sich selbst als „ich“ zu bezeichnen und lernt Laute wie „k, g, ch und r“ bewusst in Wörtern einzusetzen.

Der Wortschatz nimmt stark zu, Konsonantenverbindungen wie „bl, kr oder tr“ werden nun immer häufiger richtig gebildet, das Kind zeigt großes Interesse am Umfeld, es werden ständig Fragen gestellt „Mama was ist das?“, „Wo ist der Hund?“.

Gehörte Geschichten und erlebte Ereignisse werden versprachlicht und zu großen Teilen verständlich (nach)erzählt, Laute wie „SCH“ und „S“ werden korrekt gesprochen und verwendet, Minimalpaare (Kopf – Topf – Zopf) können differenziert werden.

Anlaute („Was hörst am Anfang von Affe?“) und Reimwörter werden erkannt, einfache Reime werden mitgesprochen und schnell auswendig gelernt, Lautinventar ist komplett, Grammatikfehler sind nur noch sehr selten bei schweren grammatischen Strukturen bspw. Bildung des Präteritums („Er gang“) oder Verwendung des Dativs.

Sprache

Die Sprache ist ein wichtiges Kommunikationsmittel und Ausdrucksform der Persönlichkeit. Eine Störung liegt vor, wenn die Fähigkeit, Sprache kognitiv zu erzeugen, beeinträchtigt ist oder ausbleibt.

Bei einer kindlichen Aphasie verliert das Kind durch eine akute Hirnschädigung teilweise oder vollständig die bis dahin erworbenen Sprachfähigkeiten. Alle Symptome, die auch bei erwachsenen Personen mit Aphasie auftreten können, können auch bei Kindern und Jugendlichen beobachtet werden. Es können beispielsweise Störungen der Spontansprache, Wortfindungsstörungen, Sprachverständnisprobleme oder Schwierigkeiten im Bereich der Schriftsprache auftreten.

Die Grundlage der Therapie bilden die verbliebenen Fähigkeiten des Kindes und wird je nach Störungsschwerpunkt individuell und alltagsnah gestaltet. Die Therapie hat zum Ziel die Kommunikation des Kindes zu verbessern. Hierzu werden zwei wesentliche Aspekte fokussiert: die Wiederherstellung der sprachlichen Fähigkeiten, die vor Auftreten der kindlichen Aphasie vorhanden waren, und der Erwerb neuer sprachlicher Fähigkeiten.

Kinder werden als „Late Talker“ (Späte Sprecher) bezeichnet, wenn sie mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter sprechen und/oder keine Zweiwortäußerungen bilden können. Des Weiteren ist bei Late Talkern oft zu beobachten, dass sie wenig Blickkontakt halten und oft mit sich alleine spielen. Das Verstehen von Aufforderungen ist für viele Late Talker schwierig und die Kinder verwenden vermehrt Mimik und Gestik zum Kommunizieren.

Der Inhalt der Therapie ist abhängig vom Entwicklungsstand des Kindes. Je nach Schwerpunkt können der Blickkontakt, die Spielentwicklung, der Wortschatz, die Aussprache oder die Grammatik im Fokus stehen. Des Weiteren erfolgt eine Anleitung der Eltern, sodass sie lernen, ihr Kind sprachlich und spielerisch zu unterstützen.

Eine Sprachentwicklungsstörung kann in Kombination mit einer Grunderkrankung auftreten oder auch als spezifische Sprachentwicklungsstörung als eigenständige Erkrankung. Es sind mindestens drei der folgenden Bereiche nicht altersgerecht entwickelt: Sprachverständnis, Wortschatz, Grammatik und/oder Aussprache. Eine Sprachentwicklungsstörung bedarf oft einer langwierigen logopädischen Behandlung.

Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung bestehen zeitliche Differenzen zu einer gesunden Sprachentwicklung, die aber in absehbarer Zeit aufzuholen sind. Es sind mehrere Bereiche der Sprachentwicklung in Kombination miteinander verzögert. Dies kann das Sprachverständnis, den Grammatikerwerb, die Aussprache und /oder den Wortschatz betreffen. Organische Ursachen müssen vorab ausgeschlossen werden.

Aussprache/Artikulationsstörungen

Bei einer Artikulationsstörung werden bestimmte Laute oder Lautkombinationen fehlerhaft gebildet. Teilweise wird der betroffene Laut komplett ausgelassen oder er wird durch einen anderen Laut ersetzt. Ursachen für eine Artikulationsstörung können eine verminderte Mund- und Zungenmotorik, organische Missbildungen (bspw. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) oder Verletzungen im oralen Bereich sein. Es kann sich aber auch lediglich um eine falsche Angewohnheit der Durchführung von Sprechbewegungen handeln.

Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)

Bei einer verbalen Entwicklungsdyspraxie ist die Planung der Bewegungen beim Sprechen gestört. Betroffene Kinder wissen oft genau, was sie sagen möchten, haben aber motorische Probleme die Mund- und Zungenbewegungen durchzuführen. Dies äußert sich primär in einer auffälligen Aussprache und kann sich mitunter stark auf das Sprechverhalten und das Selbstbewusstsein des Kindes auswirken.

Symptome einer verbalen Entwicklungsdyspraxie

  • Bereits als Säugling lallt und „brabbelt“ das Baby kaum
  • Der eigentliche Sprechbeginn (ca. 12 Monate) ist stark verzögert
  • Der Wortschatz des Kindes entwickelt sich nur sehr langsam weiter
  • Die Aussprache ist kaum verständlich – Lautbildungsfehler variieren stark und es ist kein System zu erkennen (bspw. wird ein Laut nicht konstant durch einen anderen ersetzt, sondern durch verschiedene bzw. fällt teilweise komplett weg)
  • Einzelne Wörter sind verständlicher als Sätze
  • Die Ausübung der Sprechbewegungen bereitet dem Kind große Probleme – bereits die Nachahmung von einzelnen Lauten oder Tiergeräuschen kann schwerfallen
  • Häufig benutzte, somit gut erprobte Wörter oder auch Sätze (bspw. „Papa guck mal da“) können teilweise gut verständlich und hinsichtlich der Aussprache unauffällig gesprochen werden
  • Das Mitsprechen von Reimen oder das Mitsingen von Liedern gelingt nicht oder wird verweigert
  • Das Kind wendet oft nonverbale Strategien zur Kommunikation an
  • Das Sprachverständnis ist meist uneingeschränkt

Die Behandlung einer verbalen Entwicklungsdyspraxie

Die Behandlung einer verbalen Entwicklungsdyspraxie sollte so früh wie möglich 2x wöchentlich, in enger Zusammenarbeit mit den Eltern erfolgen. Der Therapieverlauf ist stark abhängig von den Symptomen des betroffenen Kindes und wird individuell auf diese abgestimmt. Besteht bereits ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten in Sprechsituationen, sollte dieses zunächst überwunden, und das Kind dazu motiviert werden, sich sprachlich auszuprobieren.

Wortschatz

Der Erwerb des Wortschatzes bei Kindern umfasst verschiedene Bereiche. Zum einen gehört hierzu der Umfang des Wortschatzes (Wie viele Wörter kennt das Kind bereits?), das Wortverständnis und die Wortproduktion. Des Weiteren sind auch die Strukturierung und Vernetzung von Wörtern sowie die unterschiedlichen Wortarten ein Teil des Wortschatzerwerbs.

Eine Störung im Bereich des Wortschatzes kann sich durch verschiedene Symptome äußern, z.B.:

  • Eingeschränkter Wortschatz
  • Keine Nachahmung von Wörtern
  • Später Sprechbeginn
  • Kind mit 2 Jahren spricht weniger als 50 Wörter

Die Therapie orientiert sich an den vorhandenen Symptomen. Dabei kann beispielsweise an folgenden Schwerpunkten gearbeitet werden: Aufbau des Wortschatzes, Speicherung und Abruf von Wortbedeutungen, Strategien zum Erschließen von Wortbedeutungen.

Störungen des Grammatikerwerbs​

Eine Störung des Grammatikerwerbs (Dysgrammatismus) liegt dann vor, wenn der Satzbau und /oder weitere grammatische Strukturen wie beispielsweise die Beugung von Wörtern fehlerhaft sind. Kinder mit einer solchen Problematik benötigen häufig mehr Zeit, um grammatische Regeln zu begreifen und anzuwenden. Besteht eine Zweisprachigkeit, sollte zunächst der Dysgrammatismus in der Muttersprache behandelt werden.

Hörstörungen beeinflussen die Sprachentwicklung stark und sollten möglichst früh erkannt und behandelt werden. Besteht bereits die Versorgung über ein Hörgerät oder ein Cochlea-Implantat (CI) ist eine logopädische Behandlung sinnvoll, um das Erlernen von Lautbildungsprozessen zu erleichtern. Bestand über einen längeren Zeitraum eine Hörstörung (bspw. durch einen Paukenerguss), sollte die logopädische Therapie im direkten Anschluss an die Behandlung der Hörstörung erfolgen. Durch eine Früherkennungsuntersuchung bei Neugeborenen können angeborene Hörstörungen meist schnell diagnostiziert und behandelt werden. Doch insbesondere bei erworbenen Hörstörungen ist zusätzlich die Aufmerksamkeit der Eltern gefragt, die das Verhalten ihres Kindes aufmerksam beobachten sollten.

Häufige Ursachen für Hörstörungen im Kindesalter

Hörstörungen im Alter von 2-7 Jahren sind meist die Folge häufiger Erkältungen, akuter Mittelohrentzündungen oder vergrößerter Rachenmandeln. Diese können zu einem sogenannten Paukenerguss führen, bei dem es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr kommt. Die Symptome sind meist ein Druckgefühl im betroffenen Ohr und eine Hörminderung. Häufig ist bei einer solchen Hörstörung zunächst nicht klar: Hört das Kind wirklich schlecht oder ist es einfach trotzig und will nicht hören? In diesem Fall ist ein Besuch beim HNO-Arzt / Pädaudiologen wichtig, um ein Tonaudiogramm (Hörtest) durchzuführen und die entsprechende Problematik zu klären und zu behandeln.

Wann sollte eine logopädische Behandlung erfolgen?

Besteht eine Hörstörung über einen längeren Zeitraum, weil sie unerkannt bleibt oder die Behandlung fehlschlägt, können Sprachstörungen entstehen. Meist stagniert das Kind entweder in seiner Sprachentwicklung oder die Aussprache wird hörbar schlechter. In einem solchen Fall sollte direkt im Anschluss an die Behandlung der Hörstörung eine logopädische Therapie erfolgen, um dem Kind die Möglichkeit zu geben die Verzögerung schnellstmöglich wieder aufzuholen. Zunächst muss jedoch die Ursache der Hörstörung geklärt und behandelt werden.

Angeborene Hörstörungen

Durch das gängige Hörscreening bei Neugeborenen können Schwerhörigkeiten im besten Falle bereits in der ersten Lebenswoche erfasst und zeitnah behandelt werden. Meist ist eine angeborene Schwerhörigkeit auf genetische Faktoren zurückzuführen. Behandlungsmöglichkeiten können ein Hörgerät oder ein Cochlea Implantat sein. Eine logopädische Behandlung erfolgt meist begleitend, um das Kind beim Erlernen von Artikulationsvorgängen zu unterstützen.

Sprechen

Anders als bei einer Sprachstörungen ist hier nicht das Sprachverständnis betroffen, sondern die Fähigkeit Sprachlaute korrekt und fließend zu artikulieren.

Poltern gehört zu den Störungen des Redeflusses. Merkmale sind hierbei ein überhastetes und unrhythmisches Sprechen sowie eine verwaschene und undeutliche Aussprache. Es kann zu Verschmelzungen, Auslassungen und artikulatorischen Veränderungen von Lauten, Silben oder Phrasen kommen. Zudem ist das Sprechtempo hoch und/oder unregelmäßig.

Bei Kindern ist Poltern öfter mit einer Sprachentwicklungsstörung kombiniert, welche nicht immer klar voneinander abzugrenzen sind. Zu Beginn der Pubertät verstärkt sich oft das Poltern.

In der Therapie werden die Eltern eingebunden und lernen, wie sie unterstützend auf das Sprechen ihres Kindes reagieren können. Des Weiteren werden mundmotorische Übungen durchgeführt und an einer deutlicheren Aussprache gearbeitet. Je nach Alter des Kindes wird ebenfalls an der eigenen Wahrnehmung und dem Umgang mit verschiedenen Sprechgeschwindigkeiten gearbeitet.

Störungen des Redeflusses (Stottern) sind auffällig und werden auch für kleine Patienten schnell zur psychischen Belastung. Häufig sind die Eltern geschockt, wenn ihr Kind auf einmal beginnt zu stottern und teilweise beim Sprechen nicht mehr vorwärts zu kommen scheint. Meistens werden emotionale Ursachen als Auslöser vermutet. Manchmal entstehen die Unflüssigkeiten jedoch ganz einfach, weil das Kind mehr sagen möchte als es kann.

Altersgemäße Unflüssigkeiten

Im Alter von 2-4 Jahren erweitert sich der Wortschatz des Kindes enorm und es lernt täglich neue Wörter und Sätze. Trotzdem ist der passive Wortschatz, also all das, was das Kind bereits verstehen kann, weiterhin bedeutend höher als der aktive. Es kann also vorkommen, dass das Kind etwas sagen möchte, aber das Wort im entscheidenden Moment nicht findet. Diese Zeit wird dann mit Wort- und Silbenwiederholungen überbrückt bspw. „weil weil weil“ oder „die die die“. Es kann auch vorkommen, dass sich das Kind an einem Gespräch beteiligen oder die Aufmerksamkeit anderer erlangen möchte, aber noch keine Idee hat, was es eigentlich sagen möchte. Auch in solchen Fällen kann es zu scheinbaren Stottersymptomen kommen. Diese lockeren Symptome sind vielleicht für das Umfeld irritierend, aber größtenteils unbedenklich.

Altersgemäße Unflüssigkeiten lassen sich in folgenden Punkten von einem beginnenden Stottern unterscheiden:

  • Es werden nur Silben (da-da-da), Wörter (weil-weil-weil) oder Satzteile (Ich will-ich will-ich will), aber keine einzelnen Laute wiederholt (d-d-d)
  • Es bestehen keine Blockaden (Kind holt Luft, aber bekommt kein Wort raus)
  • Das Sprechtempo bleibt unverändert
  • Es entstehen nur Pausen zur Sprechplanung (Was sage ich als nächstes? Welches Wort brauche ich?)
  • Es besteht kein Störungsbewusstsein (Kind bemerkt das Stottern selbst nicht und zeigt weiterhin Freude am Sprechen)
  • Es bestehen keine Begleitsymptome (Anspannung Gesichtsmuskulatur, ballen der Faust)
  • Dehnungen im Wort sind rein funktionell („Daaann wollen wir mal los“)

Festes Stottern

Aus einem altersgemäßen Stottern kann sich jedoch mitunter ein festes Stottern entwickeln. Beispielsweise, wenn das Kind plötzlich bemerkt, dass etwas mit der eigenen Sprache nicht stimmt, die Kontrolle über das Sprechen verliert und ein Schamgefühl entwickelt. Meist liegen einem festen Stottern jedoch genetische, neurologische oder psychologische Ursachen zugrunde, die innerhalb einer Therapie genau analysiert werden sollten.

Stimme

Die Stimme ist neben der gesprochenen Sprache auch ein wertvoller Bestandteil der Körpersprache. Ist sie nicht mehr leistungsfähig, verändern sich Klangfarbe, Tonhöhe und Lautstärke und können nicht mehr im vollen Umfang genutzt werden.

Stimmstörungen bei Kindern können sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Manche Kinder haben eine heisere und/oder raue Stimme, sprechen zu laut, schreien oder fallen durch ihre zu hohe oder zu tiefe Stimme auf. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer kindlichen Stimmstörung führen können. Meist entstehen sie durch einen zu kräftigen oder falschen Gebrauch der Stimme. Auch eine lange Erkältung mit Heiserkeit oder eine Operation können zu Stimmproblemen führen.

In der Therapie wird zunächst die Ursache der kindlichen Stimmstörung gemeinsam mit den Eltern beleuchtet. Je nach Ursache und Störungsschwerpunkt werden altersgerechte Übungen durchgeführt, welche unter anderem aus den Bereichen Atmung, Körperhaltung, Stimme und Stimmklang stammen.

Schlucken

Der Schluckakt ist eine komplexe Bewegungsabfolge vieler Muskeln im Mund-, Rachen- und Halsbereich. Ein Störung liegt vor, wenn die beteiligten Bereiche nicht mehr funktionieren oder zusammenwirken können.

Kindliche Schluckstörungen (Dysphagien) können in jeder Altersstufe auftreten. Sowohl ältere Kinder als auch Säuglinge und Kleinkinder können von einer Schluckstörung betroffen sein. Bei Säuglingen haben oft Frühgeborene eine Schluckstörung, da sie beispielsweise nicht kraftvoll saugen können. Bei älteren Kindern ist eine Schluckstörung meist in einer Krankheit oder Behinderung eingebettet. Die Diagnostik und Therapie erfolgt meist interdisziplinär, sodass das Kind aus verschiedenen Fachbereichen (HNO-Heilkunde, Kieferchirugie, Neurologie, Logopädie) Unterstützung erhält.

Weitere

Störungsbilder können sehr komplex sein und auch in Kombination der vier zentralen Störungsbereiche (Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken) auftreten.

Eine AVWS liegt vor, wenn trotz gesundem Gehör, Einschränkungen in der Hörverarbeitung bestehen. Folgende Symptome können auftreten: Verringerte Hör-Merkspanne (schwaches Kurzzeitgedächtnis), Probleme beim Unterscheiden von Lauten, Einschränkungen bei der Trennung von Nutz- und Störschall und Auffälligkeiten beim Nachsprechen unbekannter Silben. Eine AVWS kann diagnostiziert werden von Kinder-, Jugend- oder Schulpsychologen (-psychiater), HNO-Ärzten und Pädaudiologen.

Was passiert bei einem AVWS Training?

Je nach Altersstufe geht es in erster Linie darum, dem Kind die Teilnahme am Schulalltag zu erleichtern. Behandlungsschwerpunkte werden hierbei individuell nach Leidensdruck bzw. den aktuellen schulischen oder auch alltäglichen Defiziten festgelegt. Dabei geht es meist darum, dem Kind über die Aneignung von Strategien bestimmte Lernvorgänge zu erleichtern. An erster Stelle steht hierbei oft die Motivation, da diese bei Schulkindern mit AVWS häufig durch vorangegangene Misserfolge bereits gering ist. Zusätzlich ist insbesondere zwischen Therapeuten/in, Eltern und Förderkräften eine enge Absprache ausschlaggebend für eine erfolgreiche Behandlung.

Wie bekommt man einen Nachteilsausgleich?

Kinder mit AVWS haben das gleiche Recht auf einen Nachteilsausgleich in der Schule wie beispielsweise Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche. Hierfür ist wichtig, dass ein Kinder- Jugend- oder Schulpsychologe (-psychiater), HNO-Arzt oder Pädaudiologe bereits eine eindeutige Diagnose gestellt hat. Wurde eine AVWS diagnostiziert, ist eine enge Absprache mit den Lehrern / Förderkräften des Kindes wichtig, um dem Kind die Teilnahme am Unterricht zu erleichtern. Im Zuge der Diagnose erhalten Sie meist auch ein Rezept für eine logopädische Behandlung.

Eine myofunktionelle Störung wird in der Regel vom Zahnarzt oder vom Kieferorthopäden diagnostiziert. Meist besteht ein viszerales Schluckmuster, bei dem die Zunge zum Auslösen des Schluckaktes gegen die Schneidezähne drückt und so der Grund für Zahnfehlstellungen sein kann. Zusätzlich kann eine myofunktionelle Störung auch eine eingeschränkte Mundmotorik oder eine schwache orale Muskulatur beinhalten.

Was ist ein falsches Schluckmuster?

Im Säuglingsalter besteht ein viszerales Schluckmuster, bei dem sich die Zunge während des Schluckaktes zwischen der oberen und unteren vorderen Gebissleiste einlagert. In der Regel stellt sich dieses Schluckmuster mit Abschluss des Milchgebisses ein und es entsteht ein somatisches Schluckmuster. Beim somatischen (korrekten) Schlucken liegt die Zunge am harten Gaumen und hat keinen Kontakt zu den Frontzähnen. Besteht nach dem vierten Lebensjahr noch ein viszerales Schluckmuster, kann der Druck, der permanent beim Auslösen des Schluckaktes gegen die Frontzähne entsteht, zu Zahnfehlstellungen führen.

Habits und Dysfunktionen

Unter dem Begriff Habits versteht man falsche Angewohnheiten wie Daumen lutschen, Lippen pressen/beißen oder Fingernägel kauen, aber auch orofaziale Dysfunktionen wie Mundatmung oder ein falsches Schluckmuster. Solche Habits können sich bereits auf das Milchgebiss und später auf das Wechselgebiss auswirken. Bei einer kieferorthopädischen Behandlung sollte daher vorab bzw. parallel die Therapie der Habits erfolgen, um ein anhaltend stabiles Ergebnis zu gewähren.

Beobachten Sie bei Ihrem Kind Auffälligkeiten im Kiefer- und Mundbereich, sollten Sie einen HNO- Arzt oder einen Kieferorthopäden aufsuchen. Ist Ihr Kind bereits in der einer kieferorthopädischen Behandlung und Sie sind auf mögliche Habits aufmerksam geworden, sprechen Sie am besten Ihren behandelnden Arzt auf die Symptome an.

Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKGS) zählen zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Hierbei handelt es sich um eine Entwicklungsstörung während der Schwangerschaft, wodurch sich die Mundpartie nicht vollständig entwickeln kann. Je nach Zeitpunkt der Entwicklungsstörung in der Schwangerschaft treten verschiedene Spaltformen auf: Lippenkerbe, Lippenspalte, Lippen-Kieferspalte, Gaumenspalte und Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Neben dem Aussehen sind auch viele Funktionen wie Schlucken, Sprechen und Hören bei einer LKGS beeinträchtigt, weswegen die Behandlung von einem gemeinsamen Team aus den Bereichen der Pädiatrie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Kieferorthopädie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Phoniatrie und Pädaudiologie sowie Logopädie durchgeführt wird.

Rhinophonien (Näseln) sind Störungen des Stimmklangs und der Artikulation. Grundsätzlich wird hierbei zwischen offenem und geschlossenem Näseln unterschieden. Beim offenen Näseln entweicht zu viel Luft durch die Nase. Dies entsteht, wenn das Gaumensegel den Nasenraum nicht vollständig gegenüber dem Mundraum abschließt. Bei einer Gaumenspalte kann es häufig zu dieser Art der Rhinophonie kommen. Dahingegen entweicht beim geschlossenen Näseln zu wenig Luft durch die Nase. Das Sprechen der betroffenen Personen hört sich an, als hätten sie eine verschnupfte Nase.

In der logopädischen Therapie stehen Übungen zur Luftstromlenkung, Aktivierung oder Entspannung des Gaumensegels und zur Verbesserung der Artikulation im Fokus. Ziel der Therapie ist es, eine deutlichere Artikulation zu erreichen.

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Dein Kontakt zur Logopädie

Sebastian Hartmann ist fachliche Leitung der Logopädie und dein Ansprechpartner.

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